Hofen.
Die Hofener Bürgerschaft selber wendet sich jetzt direkt an den Gemeinderat. Nach einem verlorenen Jahrzehnt des Niedergangs soll der Stadtteil endlich einen brauchbaren Kelterplatz bekommen. Das ist das Ergebnis des stark beachteten Bürgertreffs des Bürgervereins vom Wochenende. Denn alle Bitten und Aufforderungen des Bezirksbeirats Mühlhausen ab 2002, und nachweislich sogar jährlich ab 2007, die Neugestaltung der Ortsmitte in den Haushaltsplan von Stuttgart einzustellen, sind gescheitert.
Die 70 Teilnehmer an der Versammlung forderten den Bürgerverein auf, die von dem Neugereuter Architekten Andreas Häring vorgestellten Skizzen und Ideen dem Stadtplanungsamt zur Verfügung zu stellen. Damit habe man endlich „etwas Habhaftes“, das von den Planern mit Rückkoppelung an die Bürger bis zu einer Vorlage an den Gemeinderat weiter bearbeitet werden könne. Im Schulterschluss mit Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und dessen Vorstößen und Bürgerbefragungen werde man hoffentlich im Stuttgarter Rathaus nun Gehör finden. Die zahlreichen Anregungen auf der Versammlung zur endgültigen Gestaltung des Platzes müssten ebenfalls beachtet werden, ebenso die Erfordernisse der Vereine, die dem Bezirksamt gemeldet wurden.
Betroffenheit lösten bei dem Bürgertreff Ergebnisse der Stiftung Schloss Ettersburg aus, die den demografischen Wandel untersucht. Danach hat Hofen in den letzten sechs Jahren 4,2 Prozent Einwohner verloren, bei den Unter-Sechsjährigen sogar 24 Prozent. Damit schrumpft Hofen stärker als der Stadtbezirk Mühlhausen. Unverkennbar ist ferner das Ladensterben und der Rückgang an Gewerbetreibenden. Kennzeichnen dafür: An der Kirbe des Bundes der Selbständigen im Stadtbezirk teilzunehmen, ist Hofen seit Jahren nicht mehr in der Lage. Geschieht nichts für die Grundversorgung, wird die Infrastruktur noch weiter zurückgehen. Leidtragende sind alle Bürger, am meisten aber die zu nehmende Zahl der Älteren.
Norbert Mager von der Demografie-Stiftung legte dem Bürgertreff vergleichende Erhebungen vor, die erstaunliche Beweise für die Wichtigkeit einer funktionierenden und schönen Ortsmitte sind: In gesichtslosen Orten sterben die Vereine, nimmt die Vereinsamung zu, sozial und wirtschaftlich geht es rasch bergab, die Zukunftsfähigkeit siecht dahin. So erstaunlich es sich zunächst anhört, ein hoher Anteil an einer Genesung sind schön gestaltete öffentliche kommunale Räume. In vielen Gemeinden begann der Wiederaufschwung den Studien zufolge mit einer schönen Ortsmitte mit Generationen übergreifendem Nutzangebot. Der Platz werde als Aushängeschild und „Ort der Einheit und Zusammengehörigkeit“ empfunden. Mit einem guten Kelterplatz gewinne auch Hofen ein positives Image und seine Bürger fühlten sich wieder mehr als Hofener. Fazit der Demografie-Studien: „Man darf uns nicht hängen lassen“, betonte ein Teilnehmer am Bürgertreff. Die Kommunalpolitik „und alle die ein Interesse an Hofen haben“, müssen unverzüglich, „ehe es zu spät ist für die Infrastruktur“, ihre Hausaufgaben machen.