Als Ludwig Uhland im Jahre 1823 zum letzten Mal mit der Fähre von Hofen nach Mühlhausen übersetzte dichtete er die nachstehenden Verse zum Gedenken an seinen verstorbenen Onkel und seinen gefallenen Freund.
Hofener Lied ( Textdichter Hanns Baum 1928)
Kleines Dorf am Neckarstrande
Hofen, Du ich grüße Dich!
Deine Burg auf steilem Rande
grüßt jetzt als Ruine mich.
Ihre Steine würden sagen,
könnten sie erzählen mir,
was vor vielen grauen Tagen
alles sich ereignet hier.
Was vergangen kehrt nie wieder,
neue Zeit nimmt uns in Bann.
Nur die Welle auf und nieder
rinnt, wie früher sie schon rann.
Schütze dich des Himmels Segen,
Hofen liebes kleines Nest,
und beschirme allerwegen
deines alten Schlosses Rest!
DER STEINERNE LAIB BROD (Birlinger 1861)
Auf dem Gottesacker von Hofen bei Cannstadt ist auf einem
Monument in den Stein ein Laib Brod eingemeiselt. Es geht die Sage, die
Schweden hätten das Schloß Hofen belagert. Es war eine große Not unter den
vertheidigenden Leuten drinnen. Die Schweden wurden dessen inne,
ließen hineinsagen: wenn sie noch zwei Laib Brod vorzeigen können,
den einen für die Mannschaft, den andern für die Loskaufung der
Herrschaft, so dürfe die Besatzung frei abziehen und die Burg dürfe
nimmermehr zerstört werden. Die drinnen hatten aber blos noch einen Laib
Brod; das Schloß wurde zerstört, wovon die Trümmer jezt noch
sichtbar sind. Später, wahrscheinlich von einer Herrschaft, wurde zum
Andenken ein Wappen mit dem steinernen Laib Brod auf dem
Kirchhofe angebracht zur ewigen Gedächtnuß des unglticklichen Falles der
Hofener Burg.
BURG HOFEN (Theophil Andreas Faßnacht 1887)
Wie an alle zerstörten Burgen die dichtende Sage efeuartig sich anrankt,
so auch an die hiesige. Auch hier sind natürlich noch Schätze zu heben (obwohl
zweifelsohne die Schweden nach ihrer bekannten Manier schon ordentlich
aufgeräumt haben) und werden von schuldbeladenen
Geistern, die der Erlösung harren, gehütet. Ritter im Harnisch und
im Zivil, sowie Edelfräulein mit Federhüten und Samtkragen, Frauen mit
Kindern auf dem Arm - entsteigen dem Gewölbe, wo einst der Turm
stand, schweben zum ehemaligen Söller empor und lassen sich
Sonntagskinder sogar mittags 12 Uhr sehen. Einmal stiegen Kinder hinab in
das noch erhaltene Verließ, entdeckten dort eine verschlossene Eisenthüre
(welche man seither vergeblich sucht), fanden davor eine Pergamentrolle,
brachten diese herauf - dieselbe wurde ihnen aber von, wie darauf bereits
harrenden, Unbekannten entrissen, welche damit spurlos verdufteten. Auch
Studenten sollen durch den Gang vorn in der Ecke des sogenannten
Hirschgrabens (Herzog Karl ließ nämlich Rehe und Hirsche dort ein-
schließen - auch in der Ruine Jagdmahle abhalten - es bestanden
noch Turm und Gemächer und die Küche - der Wasserstein ist jetzt
noch im Hintergrund oben an der Mauer sichtbar -) vorgedrungen
sein und hinter dem abgeschlagenen Mörtel eine eingemauerte Perga-~
mentkapsel entdeckt und mit derselben verschwunden sein. (Tradition
der Familie Späth, der nachmaligen Besitzer der Burg.) Ja, sogar eine
ganze Kiste sei von fremden unbekannten Touristen in einem Gewölbe
eruiert und von denselben als gute Prise mitgeschleppt worden. Auf
derartigen Erzählungen basiert ohne Zweifel die Bemerkung in der
Oberamtsbeschreibung über zu Hofen in der Ruine gefundenen und
geraubten Dokumente. Unwahrscheinlich!
Ferner wird berichtet: aus dem unterirdischen Gang, der unter dem Neckar bis
Zuffenhausen hinüberführte und nach der oben erwähnten Engelsburg
abzweigte, kamen einst in mondheller Nacht Männer, darunter einer mit
Abtsmitra und Stab, vor das Lager eines Schulmädchens im neuen
Schlößchen, und suchten es durch Aussicht auf Gold und Glück für
diesseitiges und jenseitiges Leben zu bewegen, ihnen zu folgen, um sie zu
erlösen. Da es ihren verlockendenAnerbietungen kein Gehör schenkte,
wurde es, sehr unritterlich, mit einer derben "Backpfeife" regaliert und mit
davon geschwollener Wange verlassen.
Grüntöffele (Theophil Andreas Faßnacht 1887)
Besonders aber ist ein gespenstisches Spukwesen, das bis in die
neuere Zeit sich schreckbar zu machen wußte und da es ihm zweifelsohne in
den verfallenen Gewölben langweilig vorkam, mit den Bewohnern des neuen
Schlosses (jetzt Schul- und Rathaus nebst Privatwohnungen) sich in
Rapport zu setzen sucht – der gefürchtete Grünpantoffel (vom Volksmund
gewöhnlich im Diminutiv das "Grüntöffele" genannt). Dieses, der Sage nach
vor Zeiten ein hochmütiges Edelfräulein, ist wegen Üppigkeit, Hartherzigkeit
gegen die Armen, Verachtung des lieben Brotes und anderer Delikte
"verwunschen", kommt herüber und rumort bald wie ein echter Poltergeist mit
infernalem Lärmen, bald in seiner hoffnungsfarbigen Fußbekleidung
daherschlurfend, bald nur als luftiges, wie Sturmwind die Wangen streifendes,
mit fahlem Lichtstrahlvorbeiziehendes Gebilde, in den Gängen herum und erfüllt
die Seele des Kühnen und mehr noch die des Hasenfußes mit Grausen.
Seid willkommen , frohe Gäste,
auf der Burg hier altersgrau!
Festlich grüßt vom Firn der Feste
deutsche Flagg' in Aethers Blau.
Blicket denn vom grünen Hügel,
von der Zinne hoch und frei
auf des Neckars blauen Spiegel
nach des Wunnensteins Bastei;
Blickt nach Schwabens Metropole,
wo das edle Herrscherpaar,
blickt nach Rothbergs Nekropole,
wo des Hauses Stammsitz war.
Doch wenn ihr erquickt die Seele,
an der wundervollen Schau,
labet dann auch Mund und Kehle
bei dem Adlerwirt Karl Rau.
Hofschieferdecker Leopold Baur, ein Mann von herkulischem Körperbau, mit
unverwüstlichem Humor und Durst, ständiger Stammgast im Gasthof Adler in Hofen, von
seinen Freunden der "deutsche Fallstaff" genannt, war gegen Arme und Notleidende sehr
wohltätig und ein schwäbisches Orginal der kraftvollen Zeit des 18. Jahrhunderts. Orginell
ist seine derbkomische Verfügung betreffend den Ort seines Begräbnisses:
"Nicht in Stuttgart, sondern in Hofen will ich begraben sein. Da ist freie Aussicht in
Gottes Welt. Da will ich ruhen, da höre ich auch die Posaune früher als die "Lalle" im Tal."
Noch derber-originell ist die scherzhafte Grabschrift, welche einst in weinseliger Laune der
gewandte Improvisator Daniel Schubart seinem Zechkumpan Baur auf dessen cordiales
Verlangen einst im "Adler" in Hofen aus dem Stegreif dichtete:
Hier liegt entseelt und totenblaß
das zweite Heidelberger Faß.
Erblaßt sind die Rubinen Dir,
einst Deiner Stirn und Nasen Zier;
und vor der Himmelspforte
spricht Petrus diese Worte:
Geh' heim, Du epikurisch Schwein,
werd Mensch, dann laß ich Dich herein."
Ein weiteres Gedicht Schubart über seinen Freund Baur höchstwahrscheinlich auch im
Adler gedichtet:
Wenn der Baur ein Walfisch wär'
Und alle Meere Wein,
So trockneten die Meere
Von seinem Schlucken ein.